Eine „haarige“ Ausstellung

Eine „haarige“ Ausstellung

Kopfsache – Zur Kulturgeschichte der Haare: So lautet der Titel der neuen Sonderausstellung im Niederrheinischen Freilichtmuseum.

Der Titel ist Programm – alles dreht sich um Haare. „Haare spielen in der Kulturgeschichte eine wichtige Rolle. Sie markieren den sozialen Status, die Zugehörigkeit zu einer gesellschaftlichen oder religiösen Gruppe, demonstrieren Normen und Werte einer Gemeinschaft sowie die Individualität des Einzelnen“, sagt Kreisdirektor und Kulturdezernent Dr. Andreas Coenen. Entsprechend zeigt die Ausstellung „Kopfsache“ die elementare Bedeutung der Haare in Religionen und Erzählungen, aber auch ihre historische Funktion als Statussymbol und Herrschaftszeichen.

„Darüber hinaus wird die Geschichte der Frisur als Modeobjekt und politisches Statement behandelt“, sagt Anisha Mülder-van Elten. Die wissenschaftliche Volontärin im Niederrheinischen Freilichtmuseum hat die Haar-Schau konzipiert, es ist ihre erste eigenständige Ausstellung. Anisha Mülder-van Elten verweist auf Darstellungen der Beatles – die berühmten Pilzkopffrisuren – , aber auch auf Neonazi-Glatzköpfe und geschorene Häupter von KZ-Häftlingen. „Die Haare können also für Jugend- und Popkultur einerseits, andererseits für Ideologien und gesellschaftlichen Zwang stehen.“

In Schlaglichtern wird aufgezeigt, wie allumfassend der Einfluss der Haare in den vorangegangenen Jahrhunderten das soziale Miteinander geprägt hat und es bis heute beeinflusst.

„Die Ausstellung ist breit gefasst“, sagt Museumsleiterin Anke Wielebski. Zu sehen sind beispielsweise ein historischer Friseursalon, Perücken im Stil von Barock oder Rokoko, Marienbilder in üppiger Haarpracht oder Gewänder von Nonne und Muslima. Dazwischen gibt es Objekte zur Weiblichkeit – von Marilyn Monroe über Anita Ekberg und Brigitte Bardot, deren erotisch angehauchtes Blondinen-Image die 50er- und 60er-Jahre prägte. Der Beitrag „Dauerwelle“ aus der Sendung mit der Maus sorgt für Multimedialität. Das alles wird in der Dorenburg in einen museumswissenschaftlichen Kontext gerückt und historisch eingeordnet, so dass der Besucher ein Stück Kulturgeschichte mitnimmt und erkennt, warum beispielsweise Judas rothaarig war oder der widerborstige Struwwelpeter eine undurchdringliche Löwenmähne vor sich hertrug.

(StadtSpiegel)